Das Schwert ex saxo

Die Sage vom „Schwert aus dem Stein„, das oft auch mit Excalibur gleichgesetzt wird (dem Schwert, mit dem Artus der Sage nach in seiner letzten Schlacht bei Camlann Mordred tötete) wird durch das Auftauchen des zweiten Schwerts von der Dame vom See zu einem literarischen Fetisch.

Den Walisern nach besaß der Krieger Artus ein Schwert mit dem Namen Caledfwlch, das sprachlich mit dem irischen Caladbolg, einem irischen Heldenschwert (Caladbolg: Calad > hart / bolg > leuchtend/blitzend) identisch scheint und dem irischen Helden Cuchullain diente. Jedenfalls wird Caladfwlch und Caladbolg sinngemäß übersetzt mit: "schneidet Stahl".

Caliburn soll eine ältere walisische Namensform des Schwertes sein, obwohl dies rein phonetisch kaum stimmig sein dürfte. Viel eher kann man Geoffrey of Monmouth hier zitieren, denn bei ihm heißt Artus´ Schwert Caliburn, später erst Excalibur. Zudem soll er den Stahl Caliburn oder Excalibur erst von der Dame vom See erhalten haben, nachdem sein erster zerbrochen war.
Aller Wahrscheinlichkeit nach ist die Sage von den Schwertern zum Teil auf einen Übersetzungsfehler zurückzuführen. Frühmittelalterliche Schreiber ließen oft Konsonanten aus, die stattdessen mit einem ´ (Akut) über den Buchstaben gekennzeichnet wurden. Darum geht man heute davon aus, daß dieses Schwert nicht aus einem Stein (ex Saxo) sondern von einem Sachsen (ex [de] Saxone) stammt.
Für diese Variante spricht auch eine jütische Sage, nach der ein sächsischer Krieger das Wunderschwert des Schmieds Wieland, welches aus Sterneneisen geschmiedet war, an einen großen britischen König verloren haben soll, zusammen mit seinem Leben. Besagtes Schwert dürfte aus Meteoreisen bestanden haben, das von keltischen (auch germanischen ??) Druidenschmieden als wunderkräftiges – weil vom Himmel gefallenes – Metall betrachtet wurde. Ein solchermaßen nobler Stahl würde dem Träger eines Schwertes aus diesem Material besondere Kräfte verleihen, wenn nicht sogar unbesiegbar machen.
Die Vorstellung von Excalibur als einem mittelalterlichen Kreuzfahrerschwert ist allein schon von der Epoche her gesehen falsch. Viel eher dürfte es sich dabei um den Schwerttyp gehandelt haben, den die römischen Legionäre nach Germanien und Britannien mitbrachten, den Gladius, ein Schwert mit zweischneidiger, ca. 55-60 cm langer Klinge, das sowohl als Hieb- wie auch als dolchartige Stichwaffe konzipiert und zu verwenden war. Dem steht entgegen, daß die Kelten zu einem bestimmten Moment wieder vom Gladius zu den Langschwertern gewechselt seien, so daß trotzdem die Möglichkeit besteht, daß Excalibur ebenso ein solches gewesen sein könnte.

Neues Licht auf Artus Schwert bringt eine Legende und ein Ritual der Sarmaten (Kataphraktoi > Panzer(lamellen)reiter), die unter General Artorius Castus kämpften. Das Motiv des aus dem Stein gezogenen Schwerts als Gottesurteil zur Erlangung der Königswürde steht möglicherweise im Kontext zu diesen sarmatischen Lanzenreitern (Kataphrakte), die seit Kaiser Marc Aurel in römischen Diensten in Britannien standen. Sie und möglicherweise ihre Nachfahren zelebrierten ein Ritual, bei dem ein Schwert in den Boden gerammt wurde und dann feierlich und respektvoll von dem Krieger wieder herausgezogen wurde. Der Vergleich mit Artus Schwert ist bestechend.
Daß Excalibur zur Dame vom See zurückgebracht werden mußte, ist möglicherweise auch keine Monmouthsche Erfindung, sondern lehnt sich an eine alte Kriegertradition an, nach der eines Kriegers Schwert sein persönliches Eigentum, gar ein Stück von ihm sei und weder vererbt noch verschenkt, sondern allenfalls gewonnen werden konnte. Die Tradition wollte, daß nach dem Tod des Kriegers sein Schwert in einem See oder einem Wasser versenkt wurde.

Die Sarmaten ihrerseits nun hatten eine ähnliche Legende importiert, nach der eine Frau aus einem See einem Krieger ein magisches Schwert schenkt, das nach dem Tod des Krieges wieder zu ihr zurückkehren muß (vergl. obige Legende.) Hinzu kommt noch, daß ein Nebenstamm der Sarmaten - die Kalyben - einen weitreichend Ruf als hervorragende Waffen, bzw. Schwertschmiede hatten, was natürlich eine Assoziation mit "ey-calibur oder Caliburn" > ex Kalyben gestattet. Ethymologisch wäre Excalibur(n) so zu deuten: vom lat. chalybus (Stahl) und eburnus (elfenbeinweiss) her, womit in der damaligen Zeit der beste Stahl der Antike von den sarmatisch-kaukasischen Kalyben gemeint war.

Daß die Kampfkunst der Sarmaten wie auch ihre Eigenarten auf die Bevölkerung abfärbten - immerhin blieben sie mehrere Jahrzehnte und einige blieben ganz - dürfte nicht von der Hand zu weisen sein. Deshalb wäre es auch vermessen zu behauapten, ihre Legenden, Bräuche und Eigenarten hätten sich außen vor gehalten.


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