Literarische Artus- u. Gralsromantik

Um 900 schrieb Nennius seine „Historia Britannum„, ein oft zitiertes Werk, in das möglicherweise später noch Einschübe gemacht wurden, die nicht von Nennius selbst waren.
1133 erstellte Geoffrey von Monmouth seine Historia Regum Britanniae und wenig später die Vita Merlini. Diese Werke wurden das, was man heute einen Bestsellers nennen würde. Im Mittelalter und auch noch viel später wurde sie als die Britannische Geschichte schlechthin bewertet. Wace leitete die französische Übersetzung, in die er auch Eigenes mit einfließen ließ. Chrétien de Troyes Werk sowie Wolfram Eschenbachs Niederschriften, nicht zu vergessen die Verse des Tennysson fußten zu einen guten Teil auf den literarischen Vorarbeiten des Geoffrey of Monmouth.
Im Zuge der Entwicklung der ritterlichen und höfischen Literatur des Mittelalters wurden Monmouths Arbeiten, die selbst schon zum Teil nicht gegen des Autors Phantasie und Hang zum Schwadronieren gefeit waren, immer wieder übernommen und auseinandergenommen, die Einzelteile zu Romanen ausgeschmückt, in denen neue Helden in die Arthurische Kerbe schlugen und somit die Artuslegende zu einem schier unübersichtlichen Epos erweiterten – einer Verschmelzung von Historie, Pseudohistorie, Mythos, Sagen, Erfindungen und Irrtümern.
Während viele Gelehrte glauben, dass Geoffrey of Monmouth die eigentliche Quelle der mittelalterlichen Bedeutung Artus‘ ist, argumentiert mindestens einer, Roger S. Loomis, daß viele der Sagen um Artus eigentlich aus bretonischen mündlichen Überlieferungen stammen, die über die königlichen und adligen Höfe Europas durch professionelle Geschichtenerzähler und Romanciers verbreitet wurden.
In diesen Versionen, die mit dem beginnenden 12. Jahrhundert populär wurden, rief Artus die Ritter der Tafelrunde zusammen und gründete seinen Ritterorden. Die Suche nach dem heiligen Gral entwickelte sich von einer literarischen Erfindung zu einem handfesten Mythos, über den sich sogar etliche seriöse Forscher ernstlich Gedanken machten und der mit den, ebenso wie Arthus, legendenumwobenen Templern einen neuen Aufguß erlebte.
Der Artusmythos breitete sich weit über den Kontinent aus. Ein Bild von Artus und seinen Rittern, die eine Festung angreifen, wurde zwischen 1099 und 1120 über dem nördlichen Durchgang der Kathedrale in Modena, Italien, in einen Archivolt gehauen. Ein Mosaikpflaster in der Kathedrale von Otranto nahe Bari, wurde 1165 mit der rätselhaften Beschreibung Arturus Rex erstellt, der ein Zepter hält und eine Ziege reitet. Händler des 15. Jahrhunderts bauten zu Artus‘ Ehren den Artushof in Danzig, Polen nach.


(Schluß)