2. Der Krieger

Kynyr wusste, dass er seine beiden ältesten Söhne Kei und Arthur nicht länger davon abhalten konnte, den Clan zu verlassen und in der Weite des Landes ihre ersten Erfahrungen zu holen. Schweren Herzens liess er sie gehen. Ungestüm und unerfahren zogen sie durch das Land der Kymry, begegneten Kriegern und Horden und sie wünschten sich nichts sehnlicher, als auch zu diesen Kriegern zu gehören. Eines Abends am Lagerfeuer - Kei war Holz einsammeln - tauchte aus dem Dunkel ein Fremder auf und überrumpelte den jungen Arthur. Als Kei zu Hilfe eilte, musste auch dieser Federn lassen, so dass der nächtliche Fremde lachend Einhalt gebot und sich vorstellte:
"Mein Name ist Bedwyr und ich kann mich nur schwer zurückhalten, mich mit jedem, der mir über den Weg läuft, zu messen".
Sie teilten sich das Feuer und die Speisen und Bedwyr wurde der erste Gefolgsmann Arthurs, zu dem sich im Laufe der Zeit noch berühmte, aber auch berüchtigte Namen gesellen sollten.
Die drei Gefährten waren zu Fuß unterwegs, hatten aber nicht die Mittel sich Pferde zu kaufen. Also beschlossen sie, sich welche zu stehlen. Das Dorf vor ihnen lag friedlich und ebenso freidlich grasten die Pferde der Bewohner. Im Langhaus des Clanchefs war hoher Besuch. Myrddin war auf der Rundreise durchs Land und an diesem Abend zu Gast. Während der Gast Neuigkeiten verbreitete, näherten sich die drei Pferdediebe der Koppel, als ein dichter Nebel plötzlich aus heiterem Nachhimmel alles in einen fast undurchsichtigen Schleier hüllte. Selbst im Langhaus war der Nebel nicht unbemerkt geblieben und der Clanchef wunderte sich, daß zu dieser Jahreszeit ein so dichter Nebel überhaupt möglich war. Sein diesbezügliche Frage an Myrddin entlockte diesem nur ein kleines Lächeln.
"Dieses bischen Nebel wird mich nicht abhalten, heute Nacht noch weiter zu ziehen. Ich habe noch einen langen Weg vor mir".
Er verliess seinem Gastgeber und verschwand im Nebel. Aus sicherer Entfernung, den Wolf an seiner Seite, beobachtete er die Pferdediebe, als sie unbemerkt davongallopierten:
"Bis sehr bald Arthur".
Er machte sich auf den Weg zu Kynyr, den er schon lange nicht mehr besucht hatte. Dort konnte er den besorgten Vater hinsichtlich seiner beiden Söhne
beruhigen.

Der Hordenführer

Kei und Arthur indes hatten sich einer Horde angeschlossen, deren Chef sich mit Ueberfällen auf Dörfer der Lloegreins entlang der walisischen Grenze einen Namen gemacht hatte. Während einem der zahlreichen Ueberfälle kam der Hordenführer in einem Zweikampf ums Leben, derweil Arthur kämpfte wie ein Berserker und trotz einer stark blutenden Kopfverletzung die Gegner Mann um Mann dezimierte. Die Schlacht wurde gewonnen und Arthur jubelnd als Held der Stunde gefeiert. Als ihm - wie es die Tradition verlangte - der letzte der Krieger, der aus der Schlacht zurückkam, seinen Kopf bot, verneinte Arthur und betonte, daß in Zukunft jeder Mann wichtig sei. Ein erneutes Jubelgeschrei bestätigte ihn als neuen Hordenführer, an seiner Seite Kei und Bedwyr. Es folgten viele Ueberfälle und reiche Beute, die er entweder in kymrischen Dörfern oder zu gleichen Teilen unter seinen Männern verteilte.
Sein Ruf als gefährlicher und erbarmungsloser Krieger eilte ihn voraus, ebenso wie sein Ruf als gewiefter und gerechter Hordenführer, so daß sich aus allen Ecken des Landes Männer mit Namen auf den Weg machten, zu ihm zu stoßen.

Seine Horde wuchs langsam zu einer kleinen Armee, der fortan Gwyawn Llygat Cath, genannt das Katzenauge als Späher vorausritt. An Arthurs Seite ritt der alte Kynddelic Kyvarwydd als Führer, der alle Wege hinein und hinaus kannte. Da war Morvran, Sohn der Keridwen und des Tegid Voel, der das Abenteuer suchte und ohnegleichen hässlich war. Nebem ihm ritt ein junger Gäle namens Llenlleawc. Dahainter kam Henbeddestyr, der alte Fussgänger, der imstande war so schnell zu laufen, wie ein Pferd galloppieren konnte. Neben diesem ritt Glewunyt Gavaelvawr auf einer sehr soliden Montur, ein mächtiger Mann mit Armen wie Oberbeine und Beinen wie Baumstämme. Neben ihm ritt der stolze und am ganzen Körper tätowierte Annwas Edeinawc zusammen mit Hueil, Sohn des Kaw de Prydyn, der derzeit in Cwm Cawynyd regierte und dessen Sohn sich die Sporen für seine Nachfolge verdienen wollte. Weiter folgten Bedwni, Arthurs Berater - Drem mit dem alles durchdringenden Auge - die beiden Brüder Hir Atrwm und Hir Erwm, die sich immer durch einen gesegneten Appetit auszeichneten. Menw, Sohn des Teirgwaedd, der von seinem Vater länsgt verlorene Fähigkeiten geerbt hatte. Der leichtfüssige Sgity Ysgawndroet, unter dessen Füssen nie ein Grashalm knickte. Theiti Hen mit seinem gefürchteten Messer ohne Griff. Sie alle folgten Arthur bedingungslos. Sie liebten ihn und wären für ihn in den Tod gegangen. Sie waren keine arme Truppe, sondern reich gekleidet und hervorragend bewaffnet. Sie assen über ihren Hunger und manchmal tranken sie auch über ihren Durst.
Arthrus Truppe lernte die Lloegriens das Fürchten, so sehr, dass ihnen ihr Ruf manchmal genügte um ein Dorf ohne Gemetzel übernehmen zu können. Um die wachsende Horde zu verpflegen und die Mobilität zu gewährleisten, richtete Arthus Stützpunkte und Verpflegungsstationen ein. Sein Name war schon weit über die Grenzen hinaus bekannt, als Myrddin eines Tages mit Emrys Gwledig zusammentraf. Emrys Neugier galt natürlich Arthur und Myrddin konnte ihm bestätigen, daß von den Taten Arthurs nichts erfunden und gelogen war.
Emrys, obwohl in zweiter Ehe, hatte noch immer keinen Nachfolger und so holte er Myrddins Meinung ein, ob dieser junge Heissporn Arthur dereinst vielleicht ein würdiger Nachfolger werden könnte.
"Deine Nachfolge, Emrys steht noch nicht in Frage. Arthur ist noch ein junger Bär, aber du bist noch immer der alte Bär".


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